Der Typhus
Auch Nervenfieber genannt, tritt Typhus teils vereinzelt, teils mit Seuchenartigem Charakter als Epidemie auf. Wenn schon kein Alter und Geschlecht unbedingt verschont bleibt, so werden doch Kinder und Greise und auch Frauen in der späteren Schwangerschafts-, Wochen- und Säugungsperiode nur selten befallen; im allgemeinen zeigt überdies das männliche Geschlecht größere Geneigtheit.
Der Typhus kann mäßig und heftig auftreten, von kurzer und langer Dauer sein. Man unterscheidet gewöhnlich zwei Formen, den Unterleibstyphus und den Flecktyphus, auch Fleckfieber genannt. Den gewöhnlich auftretenden Unterleibstyphus teilt der Sprachgebrauch des Volkes schon von alters her wieder in zwei Krankheitsformen. Die leichtere Form mit geringem fieberhaften Darmleiden wurde mit „Schleimfieber“, wie schwerere Form dagegen mit starkem Fieber und hochgradiger Störung des Nervensystems mit „Nervenfieber“ bezeichnet.
Symptome der Typhuserkrankung
Dem eigentlichen Fieber gehen in der Regel mehr oder weniger längere Vorboten, allgemeines Unwohlsein, Mattigkeit, gestörter Appetit, Frösteln, Durst, gerötete Augen, Kopfschmerz und Schwindel voraus. Ihnen schließt sich das eigentliche Fieber an, unter starker Hitzeentwicklung und raschem Pulse. Große Mattigkeit, belegte Zunge bei starkem Dufte, gänzlicher Appetitmangel, sehr heftige Hirnsymptome (Delirien, Unruhen, Schmerz, namentlich des Hinterkopfes) und Verstopfung und Durchfälle begleiten das Fieber.
Nach einigen Tagen solchen Fiebers bricht der Ausschlag aus, der sich bald vom Rumpf aus über den ganzen Körper verbreitet, doch auch wohl im Gesicht und auf den Armen und Beinen fehlen kann. Es sind maserähnliche, rote Flecken, etwas ineinanderfließend, ziemlich ausgebreitet und unter dem Drucke verschwindend, doch nachher sich sofort wieder bildend.
Schmerzhaftigkeit des Unterleibes bei Druck auf denselben, der in der rechten Unterbauchgegend ein eigentümliches Darmgeräusch hervorruft, besonders aber der Schmerz auf der linken Seite, Entzündung und Verschwärung der Milz, oft bis auf das fünffache des früheren Umfanges, welches vom Arzt durch Beklopfen der Milzgegend zu erkennen imstande ist.
Mit Ablauf des siebten Tages zeigt sich eine Steigerung des Fiebers, durch welche es in den schlimmeren Formen in das nervöse, tropide, eigentlich typhoide Stadium übergeht. Der Kranke verliert an Widerstandskraft, er liegt stumpfsinnig, teilnahmslos und apathisch da. Der Zungenbelag wird rissig, braun, rußfarbig, ebenso überziehen sich die Zähne; die Haut, bisher noch weich und elastisch, wird trocken, spröde, die Durchfälle mehren sich. Die Darm und Harnausleerungen gehen unwillkürlich ins Bett; Rücken und Gesicht sind oft mit klebrigen, kalten Schweißen bedeckt; hochgradige Betäubung.
Mit Verlauf der zweiten Woche, bisweilen schon ein paar Tage früher, tritt bei sonst regelmäßigem, günstigen Verlaufe allseitige Besserung ein. Die Delirien lassen nach, ruhiger Schlaf zeigt sich, die Zunge wird feucht, die Haut weich und duftend, der Ausschlag entfärbt sich, trocknet ab, und fängt nach weiteren vier bis sieben Tagen an staubig, kleienförmig abzublättern.
Dies Stadium der Wiedergenesung, während welcher Appetit und Kräfte zurückkehren, das Fieber ganz ausbleibt und die Geschwulst der Milz allmählich schwindet, kann sich durch weitere 1, 1½ bis 2 Wochen hinziehen.
Von solch regelmäßigem Verlaufe sind unzählige Abweichungen möglich. Günstige Umstände können den Typhus milder gestalten, ungünstige verderblicher, gefahrendrohender; überhaupt zeigen die Krankheitserscheinungen bei Typhus eine sehr große Verschiedenheit in ihrer Art und ihrem Grad. Oftmals ist es auch äußerst schwierig für den Arzt, diese Krankheit mit Sicherheit, zumal bei ihrem Entstehen, zu erkennen.
Schon im ersten Stadium kann der Tod erfolgen infolge des heftigen Fiebers und der Gehirnreizung eintreten. Selten ist der Tod im zweiten Stadium, dagegen häufig im dritten, zwischen dem neunten und elften Tage, unter Delirien (Sehnenhüpfen, Flockenlesen), Meteorismus (Gasentwicklung im Unterleib, erschöpfenden Durchfällen und Blutungen).
Ursachen
Man nimmt an, das sich das Ansteckungsgift des Typhus durch Zersetzung und Fäulnis organischer Stoffe bildet, eventuell die Spaltpilze ihren Nährboden darin finden, von wo aus sie durch das Trinkwasser, die Nahrungsmittel und die Luft in den Körper gelangen. Die Hauptursache ist also ein mit fauligen Stoffen geschwängertes Trinkwasser, Luft etc. Fernere Ursachen sind wohl auch durch die Ausleerungen der Kranken und besonders wenn viele beisammen liegen. Auch manch körperliches und geistiges Elend, Schmutz, Entbehrung, Sorge, Kummer, Gram ist geeignet, Typhus zu befördern. Ferner neigt eine Natur mehr zur Typhuskrankheit als die andere, manche Menschen haben so gut wie keine Empfänglichkeit für die Ansteckung, andere eine sehr große.
Kurvorschrift
Nach Befinden täglich zwei bis vier und mehr beruhigende, viel Feuchtigkeit enthaltende Ganzpackungen, mit einer mit kochenden Wasser gefüllten und mit warmem Wasser ausgedrücktem Handtuch umwickelten Wärmflasche an den Füßen. Kühlen des Kopfes sowohl während der Packung, indem man ein in kaltem Wasser ausgewundenes Handtuch turbanähnlich um den Kopf legt oder denselben damit nass macht, was auch nach Befinden mit lauem Schwamm ab und zu geschehen kann. Viel Genuss frischer Luft, Öffnen der Fenster, mitunter auch der Tür, kühles Lager, tunliche Vermeidung von Federbetten. Viel frisches Wasser trinken. Große Klystiere gegen Verstopfungen und öfter kleine zur Aussaugung und Ableitung.