Über die Syphilis und ihre Opfer

Die Syphilis, auch Lustseuche, Venerische Krankheit oder Franzosenkrankheit genannt, ist eine Erkrankung, welche den ganzen Körper erfasst und bei welcher das Blut gewissermaßen vergiftet ist und die Säfte verdorben sind. Dabei ist diese Krankheit kein Modeleiden der kulturellen Elite, auch wackere Familienväter, die im Hafenviertel nur etwas Kurzweil und Entspannung suchen, schleppen dieses ärgerliche Mitbringsel auch in breitere Bevölkerungsschichten ein.

Die Symptome der Syphilis

Der syphilitischen Ansteckung, die begreiflich am häufigsten an den Geschlechtsteilen stattfindet, und zwar bei Männern in der Regel an der Anheftungsstelle der Vorhaut und der inneren Vorhaut überhaupt, bei den Frauen an den kleinen Schamlippen und der inneren Fläche der großen Schamlippen, folgt in einem mehr oder weniger bestimmten Zeitraum von 2 bis 5 Tagen die Bildung eines Bläschens, das sich in den nächsten zwei bis drei Tagen zu einem Geschwür gestaltet und von anfänglich meist geringem Umfange, rundlicher Form und bisweilen umgestülpten Rändchen mit einem schwachen, entzündlichen Hofe; der Grund des Geschwürchens zeigt ein speckiggraues, eitriges Sekret. Form, Größe und Charakter des Geschwürs können indes mannigfaltig verschiedene Abwechslung bieten.

Keuschheitsgürtel
Als Vorbeugung gegen die Franzosenkrankheit empfiehlt sich ein Keuschheitsgürtel oder ein sittlich gefestigter Lebenswandel.

Neben diesem primären Geschwür treten binnen Tagen, Wochen, Monaten, Jahren – der Zeitraum ist unbestimmbar – meist noch verschiedenartige, begleitende sekundäre Erscheinungen auf. Die wichtigsten sind: Der Bubo, eine Entzündung, Anschwellung und Vereiterung der Leistendrüsen, die Feigwarzen, breite Kondylome (Spitzkondylome kommen nur bei Tripper vor), bei Männern zunächst am Gliede und um die Eichel herum, sodann bei Männern und Frauen um die Aftermündung herum (bisweilen bis zu zwei Mannsfaustgröße, so dass der Stuhlgang unmöglich gemacht wird), an der inneren Schenkelfläche, unter den Achseln. – Der Tripper, eine katarrhalische Entzündung der Harnröhrenschleimhaut, die von der später besonders zu erwähnenden Gonorrhoea seine wesentliche Verschiedenheit zeit – Katarrhe der Schleimhaut des Rachens, als angina syphilitica geringer Bedeutung, Geschwürsbildungen auf den Schleimhäuten in den verschiedenartigsten Formen, als Kondylombildung an den Mandeln selbst bis zum Verschluss des Schlundkopfes und mit raschen Übergang in bösartige Eiterung; auf anderen Partien der Mund- und Rachenschleimhaut, der nasenschleimhaut, der Harnröhren, Scheiden- Mastarmschleimhaut, mit häufiger Neigung zu Eiterungen und Zerstörung unterliegender Gewebe und selbst der Knorpel und Knochen etc.

Weitere schlimme Erscheinungen sind: Zerstörung der Mandeln, des Zäpfchens, Schlingbeschwerden, Entzündung der Augen, Knochenfraß Knochenbrand verbunden mit heftigsten, bohrenden Schmerzen, dann Krämpfe, Lähmungen, selbst Geistesstörungen. Ferner Geschwürbildung, Wucherungen, verschiedene Auschlagsformen, als Flecken, Pusteln, Schuppen, Krusten, Borken, Knötchen, besonders an den beharten Teilen des Kopfes, an Augenliedern, Nase, Kinn, Lippen, Stirn, Nacken sowie überall am ganzen Körper. Ferner Ausfallen der Haare. Verkrüppelung der Nägel, Geschwulst der Hoden, oft mit bis zum vier- oder fünffachen des Normalen Umfanges, mit Ausgang und Verhärtung, Verschrumpfung, Vereiterung und Zerstörung. Ferner syphilitische Augenentzündung mit teilweisem oder gänzlichem Untergang des Auges.

All diese sekundären Formen der Syphilis könne vereinzelt, gleichzeitig, zusammen oder nacheinander auftreten.

Ursachen der Lustseuche

Hauptsächlich durch Ansteckung, am häufigsten durch den Akte des Beischlafs (zumal die Krankheit so ziemlich ohne Schmerzen verläuft, wenigstens bei nicht so schlimmen Charakter derselben, und gestattet den von ihr Befallenen in den meisten Fällen eine weitere geschlechtliche Vereinigung), doch gehören auch Ansteckungen durch anderweitige unmittelbare oder mittelbare Berührung schon angesteckter Stellen nicht zu den Seltenheiten. Durch Küsse, durch gemeinschaftlichen Gebrauch von Trinkgläsen, Löffeln, Computermäusen oder Smartphones, chirurgischen Instrumenten, Tabakspfeifen und Cigarrenspitzen, Abstitten, Hand und Nastüchern, Betten, Bettwäsche und Kleidungsstücken, durch Akte der Geburtshilfe wird die Weiterverbreitung an oder von Geburtshelfern und Hebammen leicht ermöglicht. Weiter ist eine Angeborene oder angeerbte Erwerbung des Syphilisgiftes möglich von den Eltern auf die Kinder, nicht bloß indem das Kind beim Akte der Geburt das Gift von erkrankten Stellen der Scheide und anderer Schamteile an sich aufnimmt, oder von syphiliskranken Brustwarzen trinkt, sondern auch indem zu Zeit des Zeugungsaktes oder lange, oft viele Jahre vorher eines der Eltern oder beide syphilitisch krank waren und so die gesamte Säftemasse des Kindes syphilitisch durchseucht wurde. Ob im letzten Falle zur Zeit der Zeugung die Syphilis noch in Blüte stand oder schon viele Jahre verschwunden und scheinbar geheilt schien, tut hierbei nichts zur Sache.Bisweilen erkrankt dann das ungeborene Kind schon syphilitisch im Mutterleibe und wird tot geboren (meistens schon im 5. bis 7. Monate) oder stirbt bald nach der Geburt; oft aber kommt die Syphilis erst nach zwei bis drei Jahren später am Kinde mit aller Mächtigkeit zum Ausbruch.

Sehr häufig kommt es auch vor, dass ein syphilitisch Kranker sich selbst wieder ansteckt, durch Übertragung des Giftes von einer Ansteckungsstelle auf die andere Körperstelle, vielleicht mittelst Finger oder auf irgendwelche Weise

Die Schleimhaut, zunächst und am häufigsten die der Geschlechtsteile, sodann die des Mundes, des Afters, des Auges, der Nase, der Brustwarzen u.s.w., ferner von irgendwie, selbst nur in unbedeutendster Weise durch Kratzen und Reiben verletzter Hautstellen sind die Aufnahme- und Empfängnisstellen des Kontagiums. Das Kontagium des primären Geschwürs an den Geschlechtsteilen wie bei den sekundären Vereiterungen und Geschwüre hat die Ansteckungsfähigkeit; geringer ist die der übrigen und späteren Krankheitsgebilde, und selbst jene verlieren in der Regel mit der Dauer an Wirkung

Es gibt zahlreiche Individuen, die wenig oder gar nicht empfänglich für die syphilitische Ansteckung sind; noch zahlreicher sind die, bei welchen sie in gutartiger Weise verläuft und nur in Form des primären Geschwürs auftritt. Umgekehrt sind andere, bei denen sie ohne weitere bekannte Ursache in den akutesten und schlimmsten Formen sich äußert und in kurzer Frist den ganzen Organismus ergreift, zerrüttet und zerstört.

Syphiliskranker
Nicht gut als Facebook-Profilbild: Die ungeschminkte, schwärige Wahrheit.

Behandlung von Syphilitikern

Das Befallensein von Syphilis gilt als Schande; Untersuchungen haben gezeigt, das Betroffene einen empfindlichen Anteil ihrer Freunde auf Facebook verlieren, wenn ihre Krankheit auf dieser segensreichen Einrichtung publik gemacht wird. Um diesem Schicksal zu entgehen, verzögern die Kranken sehr oft eine wirklich vernünftige Behandlung, sie quacksalbern und suchen sich selbst zu kurieren, aber leider unter schlechter und ganz falscher Anleitung, die sie aus schlechten Büchern oder von befreundeter Seite erhalten, fallen wohl auch einem medizisüchtigen Arzt in die Hände, wodurch ihr Zustand sehr verschlimmert wird, und so wird oft eine nicht geheilte Syphilis in die Ehe gebracht, die Frau krank gemacht und bejammernswerter Nachwuchs in die Welt gesetzt.

Vor allem muss der Patient eine reizlose (fleisch- und gewürzlose) Kost und viel frische Luft genießen (Schlafen bei offenem Fenster, dies jedoch nicht in sozialen Brennpunkten).

Oftmals wird versucht, die Syphilis durch großzügige Schmierkuren mit quecksilberhaltiger Paste zu kurieren, was aber nur erfolgversprechend ist, wenn der Patient zugleich mit der Krankheit an der Quecksilbervergiftung dahinscheidet.

Als weniger tödlich hat sich bei dieser Krankheit ein Dampfbad von etwa 15 bis 20 Minuten Dauer, nebst darauffolgender Ganzpackung und nachfolgendem 25°R Bad erwiesen. Auch kann man statt dessen täglich eine Ganz- oder Dreiviertelbettdampfbad mit darauffolgendem 24 bis 25°R (lauwarmem) Bad anwenden, dann der nächtliche Leibumschlag und Klystiere.

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