Die Cholera

Bei schlimmem Auftreten derselben Colera nostras oder einheimische Cholera genannt. Nicht zu verwechseln mit einem Brechdurchfall nach übermäßigem Alkoholgenuss oder einem Udo-Lindenberg-Konzert, handelt es sich um eine schwere, oftmals geräuschvolle Durchfallerkrankung, die vor allem in großen Städten anzutreffen ist, sonderlich in solchen mit Überseehafen oder Tretbootverleih. Die von Indien eingeschleppte, mörderische Seuche drang nach Deutschland zum ersten Mal 1831 über Russland ein. Im Mund beginnend und den Schlund herabsteigend, bekleidet sie den Magen, den Zwölffingerdarm, den Leerdarm, den Krummdarm, den Blinddarm, den Grimmdarm und den Mastdarm. In Venedig führt die Krankheit unweigerlich zum Tode.

Krankheitsbeschreibung

Die Krankheit beginnt plötzlich mit häufigen, aber noch gallig gefärbten Durchfällen, Schmerzen im Leibe sowie Erbrechen. In hochgradigen Fällen stellen sich übermäßige und zahlreiche, reiswasserähnliche und geruchlos werdende Ausleerungen nach unten und oben ein. Weiterhin auch Blauwerden und allgemeine Kälte der Haut, Schwindel, Ohrensausen, Einfallen des Gesichtes, starke Heiserkeit, Krämpfe, gesteigerter Puls, welcher nach und nach immer kleiner und zuletzt kaum noch fühlbar ist. Später hört das Urinieren völlig auf, brennende Trockenheit im Schlunde und Hals, verbunden mit quälendem, nach kalten Getränken gerichteten Durst. Der Krankheit gehen häufig tagelange Vorboten voraus, als Appetitlosigkeit, Übelkeit, Beängstigung; in wieder anderen Fällen Stuhlverstopfung. Diesen Zustand nennt man die trockene Cholera, die als besonders gefährlich gilt. Hier kann nämlich der Darm, welcher gelähmt ist, in seinem paralytischen Zustand die reiswasserähnlichen Durchfälle nicht mehr austreiben, wodurch die Stuhlverstopfung auftritt.

Ursachen

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Hat der Arzt Bettruhe verordnet, solle diese nach Möglichkeit nicht gestört werden.

Wenn man dieselben im großen Ganzen betrachtet, so sind es Schmutz, Dummheit und Elend. Im einzelnen betrachtet, sind es mangelnde Hautpflege, schlechtes Trinkwasser oder Anhäufung von Menschen an gesundheitsschädlichen Wohnplätzen, Genuss von verdorbenen Lebensmitteln, vor allem Genuss von Spirituosen, starken Weinen, ausländischen Gewürzen, Arzneien, Fleisch etc.; große Sonnenhitze, träge und schlechte Verdauung, ungeregelte Lebensweise, sowie Angst und Furcht vor der Cholera.

Kurvorschrift

Dummerweise ist es statistisch erwiesen, dass eine Behandlung im medizinischen Sinne häufiger zum Tode führt, als wenn man den Kranken in seinem natürlichen Heilungsprozess unterstützt, etwa durch lauwarme Klystiere und Körperwaschungen. Der Arzt P. welcher von einem Kollegen befragt wurde, wie er die Cholerakranken behandele, antwortete kurz: „Ich lasse Wasser trinken und tüchtig frottieren, und wenn die Bauern Arznei verlangen, verschreibe ich Himbeersaft und habe sehr gute Resultate. Bis jetzt von 40 Kranken nur 2 Tote (wahrscheinlich Venezianer), welche noch dazu in besonders schlecht gelegenen Häusern wohnten, während dem Kreisphysikus, der tüchtig Opium verschreibt, fast die Hälfte stirbt.

Liebe in Zeiten der Cholera beeinflusst den Krankheitsverlauf nicht in positiver Hinsicht; schon diese Krankheit allein ist ein gefährliches Geistesleiden und kann den Infizierten noch zusätzlich schwächen.

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